Sarah Maria hat zur Blogparade aufgerufen. Das Thema?
Blogs gegen Hass
Mir war von Anfang an klar, dass ich mitmachen möchte. Doch wie genau, das wusste ich nicht. Bis Dominik das neue Wort für sein *.txt-Projekt bekannt gab: abgrundtief
abgrundtief: (meist in Bezug auf negative Empfindungen) unermesslich [tief]
Beispiele
- abgrundtiefer Hass
- jemanden abgrundtief verachten
Abgrundtiefer Hass
Einen unermesslich tiefen Hass gegen jemanden oder etwas empfinden. Eine Emotion erleben, die stärker und umfassender ist, als man es sich wirklich vorstellen kann.
Geht das wirklich?
Oder benutzen wir das Wort Hass nicht eigentlich viel zu inflationär?
Wir, denn wenn ich ehrlich bin, tue ich es auf jeden Fall und ich kenne viele Menschen, die es auch tun. In der Fußgängerzone, an einem Samstag zur Weihnachtszeit kam mir schon öfter mal ein, halb im Scherz gesagtes: „Ich hasse Menschen.“, über die Lippen.
Oder gerade letztes Wochenende: „Dieser bescheuerte Drucker! Ich hasse dieses Teil.“
Oft in der Uni gehört: „XYZ ist wirklich der schlechteste Professor überhaupt. Ich hasse ihn für seine Ignoranz.“
Aber wirklicher Hass ist das nicht. Es ist Verzweiflung, Genervtheit, Ärger und manchmal auch einfach nur Wut über sich, über die Situation oder grundlegend schlechte Laune. Hass ist es nicht.
Wir sagen schnell Hass, aber richtig empfinden tun ihn die wenigsten von uns. Klick um zu TweetenUnd jetzt die Steigerung dieses einfachen Hasses: abgrundtiefer Hass
Eine völlige Hingabe an den eigenen Hass gegen: Ausländer, Homosexuelle, Frauen, Männer, Kinder, alte Menschen, reiche, arme, Länder, Kabel, das Privatfernsehen, Parteien, Rassisten, die Farbe rosa, zu dünne Becher, kalten Kaffee, volle Busse, verspätete Züge, den eigenen Chef, Plastikpflanzen, Flugzeuge, Fleisch, Veganer …
Es könnte ewig so weiter gehen. Kommt einem albern vor, wenn man es so liest. Oder? Aber es sind alles Beispiele, bei denen ich schon mal jemanden habe sagen hören oder von jemanden gelesen habe: „Ich hasse …“. Und wo sich regelrecht hineingesteigert wurde in diesen Hass. In diese Empfindung, die manchmal nur ganz kurz da war und manchmal schon ganz lange.
Ich habe Glück, ich habe in meinem Leben bis jetzt weder persönlich Hass erfahren, noch richtigen Hass empfunden. Aber vielen Menschen geht es anders. Sie werden gehasst oder sie hassen. Beides keine schönen Erfahrungen, wobei das empfinden von Hass erst auf den zweiten und genauen Blick unschön für den Hasser ist.
Aber wie schlecht muss es einem gehen, was muss man erlebt haben, um richtig echten Hass zu empfinden? Hass entsteht nicht einfach so, es gibt einen Auslöser. Oft ist es Angst. Angst vor dem Unbekannten. Angst vor den Folgen.
Es ist die Unsicherheit, wie man mit einem Menschen umgehen soll, der eine andere Kultur hat. Da ist es einfach, allen Ausländern aus dem Weg zu gehen. Und damit sie einem auch aus dem Weg gehen, schreit man in die Welt, das man sie hasst. Nur die dummen, werden einem dann noch zu nahe kommen. (So vielleicht die unbewussten Hintergedanken von Ausländerhass.)
Hass ist stark. Abgrundtiefer Hass ist eigentlich zu stark, als das wir ihn lange ertragen könnten. Es ist eine Empfindung, die uns von innen heraus auffrisst.
Und deswegen fordere ich euch auf: Überlegt genau, gibt es Hass in eurem Leben?
Wenn ihr gehasst werdet, könnt ihr meist nicht viel dagegen tun. Hass ist oft irrational und es liegt selten in euer Macht, den Hass anderer Personen zu ändern.
Anders ist es, wenn ihr hassen solltet. Beschäftigt euch mit eurem Hass. Setzt euch mit ihm auseinander. Ist es echter Hass? Gibt es einen Grund für ihn? Oder nennt ihr es nur Hass und es ist viel weniger. Ist es nur Angst vor dem Unbekannten? Ist es Verzweiflung oder Wut? Gibt es einen Weg aus dem Hass heraus?
Sucht euch Hilfe, wenn ihr nicht wisst, wie ihr euren Hass bezwingen könnt. Aber versucht, um euer selbst Willen, etwas gegen euren Hass zu tun.
Hass ist eine Empfindung, die wir auf dieser Welt nicht brauchen.
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Es gibt viele tolle andere Beiträge zu „Blogs gegen Hass“, diese haben mich besonders angesprochen:
– LandLebenBlog empfindet Scham&Stolz
– auf fragmente gibt es eine positive Geschichte
– Venda meint: Christlicher Glaube und Fremdenfeindlichkeit passen nicht zusammen.
– Frau Margarete und Kulii stellen Künste gegen den Hass vor, Evanesca beschäftigt sich ausführlich mit Harry Potter
– Christiane und Sabrina offenbaren persönliche Sichtweisen auf Hass
Hallo,
ich „hasse“ Unpünktlichkeit. Das sage ich wohl schon mal. Aber ernsthaft. Ich bin froh und dankbar, dass ich keinen Hass gegen Menschen habe. Ich hoffe, umgekehrt ist das auch so. Ich bin mir aber keiner Schuld bewusst. 😉 Ich bin glücklicher Weise noch nicht in Situationen geraten, die mir derart Angst machten, dass ich Hass empfinden müsste.
Wünsche einen schönen Tag und eine schöne Woche und grüße herzlich
Hans
(war mal so frei, dich ins ABC einzupflegen 😉 )
Ja, Unpünktlichkeit fehlt eindeutig in meiner Aufzählung.
Danke fürs Aufnehmen ins ABC 🙂
Das Beispiel „Veganer“ hast du extra für mich genommen, oder? ;p
Leider musste ich schon mal echten Hass erleben. Wenn jemand eine ganze Religion in einem Nebensatz verunglimpft und dabei sein Butterbrötchen schmiert, dann ist da Hass. Wenn jemand den Blick einer Person kennt, welche eine wirklich abgrundtiefe Gegenneigung zu einer anderen Person hat, dann weiß man, was Hass ist. Das will man nicht erleben.
Ne, bei dir habe ich keinen Hass gegenüber Veganern wahrgenommen. Eher Besorgnis um ihre Gesundheit 😉
Du hast recht, das will man wirklich nicht erleben. Schade, das du es erleben musstest.
Du hast absolut Recht. Das Wort „Hass“ wird im Tagesgebrauch viel zu oft und meist ohne nachzudenken gesagt. Somit ist es meistens auch nicht hasserfüllt gemeint. Ich hasse meine Server im Job auch, wenn sie nicht laufen oder das Update, welches mal wieder den halben Laden lahm legt.
Aber wirkliches Hassgefühl? Wann und wo erleben wir das? Und wenn es vielleicht mal wirklich auftaucht, bleibt es lange wenn man mal rational an ein Theme heran geht? Meistens nicht, zum Glück. Zumindest bei mir ist das so, vielleicht habe ich bisher aber auch einfach nur Glück gehabt im Leben.
LG Thomas
Das Problem ist ja, das rationales Denken oft nicht mehr möglich ist, wenn der Hass erst mal da ist. Nicht im ersten Moment, nicht wenn es akut ist. Im Nachhinein, wenn die Emotion ein bisschen abgeflaut ist vielleicht schon.
Danke dir! Freut mich, dass du bei der Blogparade mitgemacht hast. <3
Solche Straßenbahn-Hass-Aussagen kenne ich auch von mir. 😉
Hass wird viel zu oft mit "mich nervt kolossal!" gleichgesetzt. Vielleicht ist das Wort sogar schon als Alltags-Gefühls-Wort "verbrannt"?
Denn Hass ist für mich kein Moment – der nach dem ersten Kaffee wieder verfliegt, sondern etwas, das immer da ist: Ein Gefühl, dass eigentlich auch vielmehr eine Handlung ist – die nur darauf wartet sich zu entladen.
Ich sehe es wie du, Hass ist viel zu tiefgehend, als dass er schnell wieder vorbei sein könnte. Wenn er überhaupt irgendwann ganz weg geht, nicht nur verdrängt wird.
Ich muss sagen, persönlich kenne ich „Hass“ nicht.
Jemanden hassen? Ich wüsst nicht warum, aber mir ist jetzt auch noch nie was mega schreckliches passiert, keine Ahnung, wie es aussähe wenn einer im Suff mein Kind überfahren würd…
Klar, reg ich mich über manche auf, aber nach kurzer Zeit verbuch ich es unter „dumm“ und dann sind mir die meisten auch egal.
Und das mich jemand hasst? Hm, da bin ich wohl nicht wichtig genug 😀
Ist doch schön, wenn man nicht so wichtig ist, das es Leute gibt die einen hassen. Ich finde das sehr angenehm 😉
Ich denke auch – wie du bereits erwähntest – das die Ursache von Hass meistens in Angst und Unwissenheit liegt. Zumindest in Bezug auf Hass gegenüber bestimmten Gruppen. Tatsächlich würde ich sogar soweit gehen zu sagen, dass man keinen Hass gegenüber Gruppen empfinden kann, weil eine Gruppe nie eins ist, sondern immer eine bunte Mischung. Kann ein einzelner Mensch überhaupt so stark sein eine ganze Gruppe zu hassen? Viel öfter kommt es in meiner Wahrnehmung vor, dass es Gruppen gibt, die Gruppen hassen, als das es Menschen gibt, die Menschen hassen.
Da hast du recht, allerdings wird der Hass auf eine einzelne Person oft auf die Gruppe übertragen. Wenn also die Leitfigur der Gruppe gehasst wird, dann werden ihre Eigenschaften schnell auf die Gruppe übertragen. Ohne zu differenzieren, wer alles Teil dieser Gruppe ist. Deswegen hassen schon einzelne Personen Gruppen, aber nur, weil sie sich nicht mit der Zusammensetzung der Gruppe auseinandersetzen sondern alle in einen Topf werfen.
Ich hasse Abgrundtief. Nein, keine Ausländer, nur meine “ ehemals sehr guten Freunde“ einer ist Alkoholiker, erzählt dann Lügengeschichten über mich, 2 andere glauben es, brechen Kontakt ab. Zerreißen sich nun zu 3t daß Maul. 2 andere könnten es richtig stellen, tun sie nicht, halten lieber sich raus. 1 Jahr her mittlerweile. Restlichen „Freunde von ehemals ca 10 auf 1 geschrumpft. (Ja , echte Freunde habe ich noch 1)
Das weckt in mir einen Hass der riesig ist. Nur wegen so nen schlucki, der nicht ertragen hat, das er nicht der einzige Freund in meinen Leben ist.
Am tiefsten verletzt mich die Enttäuschung über die 2, die es richtig stellen könnten, das der alki lügt.
Hass hat also nicht immer mit
Angst zu tun. Indem Fall führen wohl Wut und Enttäuschung dazu.
Ich hasse eine Person abgrundtief und ich weiß nicht einmal wirklich wieso, ich kann diese Person nicht leiden und lasse sie es auch ständig spüren. Früher waren wir mal Freunde und obwohl ich sehr abweisend und gemein bin (um es nett auszudrücken) ist er immer noch nett zu mir wieso tut er dass das regt mich nur noch mehr auf. Leider hat er die selben Freunde wie ich und das macht es nur noch schlimmer da er überall dabei ist und ich dass dann einfach nicht genießen kann und ich wünschte er während tot ich haße ihr abgrundtief und weiß nicht was ich dagegen tun kann.
Wenn er immer nett war und für Dich da war und Du umgekehrt nicht, dann kann es sein, dass Du systemisch in seiner Schuld stehst und draus dieser Hass resultiert. Wenn er darauf wieder nur freundlich und liebevoll reagiert, dann kommst Du immer mehr in seine Schuld und wirst immer wütender auf ihn. Eine Lösung für Dich wäre ihm etwas zu schenken, oder ihm etwas Gutes zu tun und von ihm keine Freundlichkeiten und keine Unterstützung mehr anzunehmen und dann zu schauen, ob Deine Wut weniger wird.
Ich hasse einen einzigen Menschen. Weil dieser mich permanent über 2,5 Jahre herabwürdigend, diskriminierend, demütigend behandelt hat. Er hat meinem Freund verboten, mit mir eine normale Beziehung aufzubauen.
Er hat mir absichtlich weh getan. Er hat mein Glück zerstört.
Und ich war machtlos gegen ihn. Hass entsteht auch aus einer gewissen Ohnmacht. Wenn ich seinen Namen höre, ihn sehe oder nur an ihn denke, ploppt ein abgrundtiefer Hass in mir auf und ich brauche mehrere Tage, um mich wieder zu beruhigen.
Daher würde ich sagen, Fremdenhass ist nicht gleich Angst vor Fremden.
Echter Fremdenhass ist eine starke Abneigung gegen das Andersartige, man sieht es als zerstörerische Bedrohung gegen das Eigene an, das man aus diesem Grund bekämpfen muss. Es kann auch ein Ekel sein oder mit demütigenden Erfahrungen zusammenhängen oder mit Ohnmacht, weil jemand Drittes einem etwas aufgezwungen hat, was man nicht wollte.
Ich kenne auch eine Person, die ich abgrundtief hasse. Jedesmal wenn ich in meinem Leben für einen kurzen Moment etwas erreicht habe, oder etwas schönes erhalten habe kam sie und hat mir alles weggenommen und zerstört. Ich hasse diese Person wirklich abgrundtief und genau wie du brauche ich jeweils Tage um mich ein wenig zu beruhigen. Aber hier zu lesen, dass es anderen genauso geht tut gut und beruhigt auch schon ein wenig.
Was ist den das für ein Freund gewesen, der sich die Beziehung mit Dir hat verbieten lassen? Wenn er nicht Manns genug ist zu Dir zu stehen, dann sei froh, dass Du ihn los bist! Oder seid Ihr noch ganz jung (Teenager), und es war der Vater Deines Freundes? Dann hat Dein Freund wohl noch nicht pubertiert.
Doch, wir brauchen sehr wohl Hass in dieser Welt, denn wenn wir ihn nicht bräuchten, dann gäbe es ihn nicht. Alles was wir ablehnen, das stärken wir. Wenn wir etwas hassen, dann stärken wir es enorm und wenn wir den Hass hassen oder auch nur ablehnen, dann stärken wir den Hass. Wenn Du in Deinem Leben noch keinen Hass empfunden hast, dann bedeutet das nur, dass Du Dich noch nicht wirklich ganz kennen gelernt hast. Dass Du noch nicht bereit und vielleicht noch nicht verletzt genug warst um tief genug zu schauen. Der Hass ist in jedem von uns – erleuchtet heißt nicht, dass der Hass nicht da ist, sondern dass er im Licht ist, nicht im Schatten – und alles was im Licht ist wird nicht mehr schaden, denn es muss sich keine dunklen Kanäle zum ausbrechen suchen, weil es sein darf. Erst dann bist Du frei vom Hass – nicht weil er weg ist, sondern weil er da sein darf, wie alles andere auch.
Hass ist das normale empfunde Novum aktuell. Schade, aber wir genießen das Leben zu jeder Zeit!