[Gastbeitrag von Jenny]
Hallo zusammen,
ich bin Jenny von Herzenseltern, dem modernen Elternportal für bedürfnisorientierte Familien. Wir schreiben über Schwangerschaft, Geburt, Baby, Familie und Gesundheit und geben dabei unser Wissen gerne weiter. Ich bin selbst zweifache Mutter und Bedürfnisorientierung liegt uns sehr am Herzen. Unsere Artikel werden hierbei stets von Experten des jeweiligen Gebiets fachkundig unterstützt.
Kurz und Knapp
- Babys sind von Natur aus Traglinge.
- Babys sollten beim Tragen immer zum Tragenden schauen, ganz gleich welches Tragesystem ihr nutzt.
- Das Tragen von Beginn an fördert die Eltern-Kind-Beziehung und die Entwicklung des Kindes.
- Tragen ist nicht jederelterns Sache und auch nicht jedes Kind will getragen werden.
- Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Tragehilfen, doch der richtige Umgang mit ihnen will gelernt sein.
- Babytragen mit Rückenteilen aus Tragetuchstoff und elastische Tragetücher sind besonders praktisch und eignen sich insbesondere im ersten Lebensjahr.
- Im Hinblick auf das Tragen von Neugeborenen gibt es ein paar Besonderheiten, auf die ihr achten solltet. Diese findest du auch in diesem Beitrag als praktische Hilfestellung zum Mitnehmen!
Tragen ist natürlich und unsere Babys sind Traglinge
Eines vorweg. Babys sind Traglinge, sie werden nach der evolutionäre Verhaltensforschung als Traglinge klassifiziert. Sie sind weder Nesthocker, wie Mäuse, noch sind sie Nestflüchter, wie Fohlen.

Doch was heißt das für uns?
Ganz einfach. Es bedeutet, dass das Tragen für Eltern als auch für Babys eine ganz natürliche Sache ist. Und auch wenn wir unsere evolutionären Vorfahren ansehen, bemerken wir schnell, dass diese ihre Kinder ebenfalls von Geburt an tragen.
Es liegt somit in unserer Natur unsere Kinder von klein auf zu tragen. Und abgesehen davon bringt das Tragen von Geburt an auch in der heutigen Zeit viele Vorteile mit sich. Welche das konkret sind erfahrt ihr im Folgenden.
Welche Vorteile bietet das Tragen ab Geburt und welche Babytrage eignet sich besonders für Neugeborene?
Zu Beginn gleich eines der wichtigsten Vorteile. Neugeborene können in einer Babytrage von Anfang an bei Mama und Papa sein und gleichzeitig alles miterleben. Sie nehmen also ab der Geburt am Geschehen teil, ohne dass sie dabei der Umgebung schutzlos ausgeliefert sind. Zudem können Mama und Papa die Herausforderungen des Alltags bestreiten. Doch um das gemeinsam und ungehindert tun zu können, ist es wichtig zu wissen, auf was ihr achten müsst.
Denn Babytrage ist nicht gleich Babytrage und nicht jedes Tragetuch ist ein gutes Tragetuch!
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Tragesystemen und Tragetüchern, daher sollte man zunächst wissen was eine gute Tragehilfe ausmacht. Wie ihr die richtige Babytrage für euch findet und was ihr alles beachten müsst, um die Grundregeln gesunden Tragens zu erfüllen, erfahrt ihr im ausführlichen Babytrage Guide von Herzenseltern.
Dennoch holen wir euch kurz ab und erklären die unterschiedlichen Tragesysteme kurz und knapp:
- Fullbuckle: Babytrage, die ausschließlich mit Schnallen (engl. buckle) geschlossen wird.
- Halfbuckle: Babytrage, dessen Hüftgurt mit Schnallen/Klett geschlossen wird und dessen Träger gebunden werden.
- Mei Tai: Babytrage, dessen Hüftgurt und Träger gebunden werden.
- Tragetuch: Eine einzige elastische oder feste Tuchbahn, die auf verschiedene Weisen gebunden werden kann.
- Sling: Ein Tuch, welches mit einem Ringmechanismus angelegt wird.
- Onbu: Eine Trage, die nur Träger besitzt und sich insbesondere für Schwangere eignet, da sie keinen Hüftgurt besitzt.
- Komforttrage: Babytragen aus festerem strukturgebendem Stoff, die den Anspruch erheben sehr einfach anzulegen zu sein. Sie können aber in der Regel nicht scharf von Fullbuckle tragen abgegrenzt werden.
Egal welches Tragesystem ihr wählt, achtet bitte darauf, dass das Rückenteil aus weichem Material besteht, idealerweise aus Tragetuchstoff. Denn das Rückenteil sollte weich und anschmiegsam sein, damit es die natürliche Rundung des Babyrücken optimal unterstützt. Zudem sollte der Steg beim Kind von Kniekehle zu Kniekehle reichen. Tragetücher erfüllen dies generell. Babytragen nicht, daher sollte bei ihnen auf einen stufenlos verstellbaren Steg geachtet werden.

Unsere Empfehlung für das erste Lebensjahr ist ein elastisches Tragetuch, da dieses alle Voraussetzungen erfüllt und auch vorgebunden werden kann, so dass das Baby auch mal schnell rein und raus genommen werden kann. Auch das Stillen im elastischen Tragetuch ist kein Problem. Falls ihr es im Moment nicht selbst am Körper tragt, kann es zusätzlich als Sichtschutz beim Stillen, als Hängematte, zur Verdunklung von Fenstern oder schlicht als Wickelunterlage genutzt werden.
Alternativ empfehlen wir eine Trage mit Rückenteil aus Tragetuchstoff. Die konkrete Wahl hängt hier von euren Vorlieben ab. Die unterschiedlichen Systeme haben hier jeweils ihre Vor- und Nachteile. Macht euch mit diesen am Besten in unserem Guide vertraut. Neben der richtigen Tragehilfe will dann auch der richtige Umgang mit der Trage gelernt sein. Mindestvoraussetzung ist hier, dass dein Baby in Anhock-Spreiz-Haltung positioniert ist, stets mit Blickrichtung zum Tragenden getragen wird, eng am Körper anliegt und die Atemwege stets frei sind. Beherzigt ihr diese Tipps, könnt ihr die Vorteile des Tragens in Gänze genießen. Womit wir schon beim nächsten Punkt sind.
Vorteile des Tragens ab Geburt:
- Geborgen und Sicher: Insbesondere nach der Geburt ist die Nähe zu Mama und Papa wichtig – Stichwort Bonding – Die Nähe vermittelt Sicherheit und Vertrauen und nachweislich weinen Babys, die getragen werden, weniger.
- Gestärkte Vater-Kind-Beziehung: Papas haben durch das Tragen des
Neugeborenen die Möglichkeit, bereits von Beginn an eine feste Beziehung zu Ihrem
Kind aufzubauen. - Schnelles Reagieren: Durch die direkte Nähe zu Mama und Papa können die Bedürfnisse des Kleinen unmittelbar erkannt und schneller gestillt werden.
- Entwicklungsunterstützend: Die stete Bewegung in Kombination mit der vertikalen Haltung unterstützt das Gleichgewichtsempfinden und die Entwicklung motorischer Fähigkeiten des Säuglings. Zudem wird die Reifung der Hüfte und die natürliche Rundung der kindlichen Wirbelsäule unterstützt.
- Prävention einer lagerungsbedingte Plagiocephalie (Verschiebung der Schädelknochen): Durch häufiges Tragen beugt ihr bei eurem Säugling eine lagerungsbedingte Plagiocephalie vor, also eine durch das Liegen auf dem Hinterkopf bedingte Abplattung des Schädels, auch als abgeflachter Hinterkopf bekannt.
- Weniger Koliken: Die aufrechte Haltung hilft Koliken vorzubeugen, indem das Aufstoßen erleichtert und die Verdauung unterstützt wird.
- Frei und flexibel: Die Hände des Tragenden sind frei und der Alltag kann nahezu ungehindert bewältigt werden.
Das Tragen ab Geburt ist auf keine Fall gleichzusetzten mit Verwöhnen
Diesen Punkt können wir nicht oft genug betonen! Denn das Bedürfnis nach Nähe ist eines der Grundbedürfnisse eines Babys, das übrigens, wie wir wissen, auch ein Tragling ist. Wenn wir diesem Bedürfnis im Rahmen unserer Möglichkeiten nachkommen, werden die besten Voraussetzungen geschaffen, dass unser Baby rasch zu einem zufriedenen, selbstständigen und selbstsicheren Kind heranwächst.
Abschließend die wichtigsten Tipps zum Mitnehmen
Wenn ihr folgendes beherzigt, könnt ihr euer Baby von Geburt an bedenkenlos bei euch tragen:
- Achtet auf das Material. Dieses sollte frei von Schadstoffen sein, da Babys gerne an der Trage nuckeln. Im besten Fall schaut ihr nach Bioqualität.
- Das Rückenteil der Tragehilfe sollte bestenfalls aus Tragetuchstoff bestehen, sodass es sich komplett an den Körper des Babys anschmiegen kann und somit dessen Rundrücken stützt. Weich und anschmiegsam, wie eine zweite Haut.
- Ein stufenlos verstellbarer Steg, der stets von Kniekehle zu Kniekehle des Kindes reicht, ist quasi Pflicht.
- Das Kind sollte sich eng anliegend am Körper des Tragenden befinden. Es sollte nicht zu locker getragen werden und achtet darauf, dass die Atemwege immer frei sind.
- Das Baby sollte auf Kopf-Kuss-Höhe und in Anhock-Spreiz-Haltung, eng anliegend und stets mit Blick zum Tragenden getragen werden.
- Versucht eine “Babytrage für Drei” zu finden, also eine mit der auch Papa gerne tragen möchte.
Als letztes bleibt uns noch zu sagen, dass das Tragen nicht jederelterns Sache ist und auch nicht jedes Kind getragen werden will. Wenn Eltern und Kind damit glücklich und zufrieden sind, spricht absolut nichts dagegen Alternativen, wie den Kinderwagen, zu nutzen. Für die meisten ist die Kombination aus beidem die perfekte Lösung.
Bei dem Thema muss ich mich doch auch einmal zu Wort melden:
Wir haben unser Kind die ersten Monate auch im elastischen Tragetuch getragen und es geliebt! Das Kind konnte gucken, war aber geschützt und konnte schlafen, wann immer es wollte. Gerade im Winter war es kuschelig warm unter unser Jacke.
Während andere den Autositz überall mit hinschleppten, hatte ich nur das Tragetuch und war damit viel flexibler und näher dran am Kind. Es war einfach eine schöne Zeit und wir bereuen es nicht eine Sekunde, dass wir am Anfang viel im Tuch getragen haben.
Mit dem Kinderwagen waren wir trotzdem auch unterwegs, aber hauptsächlich für lange Spaziergänge. Alle Erledigungen und kurze Ausflüge haben wir mit Tuch bewältigt und waren glücklich damit.
LG Lexa