Letzte Überarbeitung am 20. September 2018
Bevor ich hier jetzt die Auswertung meiner Umfrage zu Rezensionsexemplaren präsentiere, möchte ich noch einmal „Danke!“ sagen. Danke, an alle, die mitgemacht haben, die die Umfrage per FB, Twitter und G+ verbreitet haben und auch danke an die erstaunlicher weise nicht wenigen, die mir Mails zum Thema geschrieben haben. Ich hatte tatsächlich nicht damit gerechnet, dass das Interesse am Thema so groß ist.
Fakten
- 126 Teilnehmer, von denen 106 alle Fragen beantwortet haben.
- 7 Männer, der Rest waren Frauen.
- Traditionelle Bücher zum drin Rumblättern werden EBooks und Hörbüchern immer noch deutlich vorgezogen.
- Eine Bezahlung mit Geld haben 94,26% noch nie für ihre Rezensionen erhalten.
- 93,4% gaben als Schwerpunktthema des Blogs „Bücher“ an, gefolgt von „Kochen / Backen“ und „Serien / Filme“ mit je 15,1%. Mit 10,4% liegt die Kategorie „Produkttests / -vorstellungen“ auf Platz 3.
- Es gab einen Blog, der seit 1999 existiert und 14, die „erst“ seit 2016 bestehen.
- Im Durchschnitt veröffentlicht jeder 5,67 Rezensionen im Monat, wo von etwa die Hälfte (54,32%) Rezensionen auf Grund von Rezensionsexemplaren sind.
- 4,7% veröffentlichen im Schnitt 1 Rezension im Monat und 0,9% (1 Person) 43. Wobei ich stark davon ausgehe, dass es entweder ein Tippfehler war, oder ein Blog mit vielen Autoren. 12,2% veröffentlichen übrigens 10 oder mehr Rezensionen.

Meine Forschungsfrage
Ich habe mich gefragt, ob sich deutschsprachige Blogger überhaupt wünschen, für Rezensionen mit Geld bezahlt zu werden?
Meine Annahmen waren, dass
- Deutschsprachige Blogger wünschen sich keine zusätzliche Bezahlung mit Geld, da sie einen Schwund an Rezensionsexemplaren erwarten.
- Je größer der Anteil an Rezensionsexemplaren an allen Rezensionen, desto größer ist der Wunsch für Rezensionen bezahlt zu werden.
Zwar ist die Umfrage sicherlich nicht repräsentativ, denn dafür hätten noch weit aus mehr Blogger teilnehmen müssen, aber Tendenzen lassen sich ablesen.
- Deutschsprachige Blogger wünschen sich keine Bezahlung
- Ein Schwund an Rezensionsexemplaren wird tatsächlich erwartet
- Je weniger selbst gekaufte Bücher rezensiert werden, desto größer ist der Wunsch nach einer zusätzlichen Bezahlung
Auf die Frage „Wünschst du dir für deine Rezensionen mit Geld bezahlt zu werden?“ wurde im Schnitt (auf einer Skala von 0 bis 100) mit 38,19 geantwortet. 0 war dabei „Nein, auf keinen Fall“ und 100 „Ja, auf jeden Fall“. Nur 10% gaben einen Wert von 90 oder mehr an, 33% hingegen von 10 oder weniger.
Es lässt sich also sagen, dass die Befragten mehrheitlich eher nicht den Wunsch nach einer Bezahlung verspürten. Aber warum ist das so?
Um das herauszufinden, habe ich zwei Szenarien entworfen. Einmal die feste Bezahlung mit 50€ und einmal die selbst verhandelte Bezahlung.
66% halten es für wahrscheinlich, dass es weniger Rezensionsexemplare gibt, wenn jede Rezension mit 50€ bezahlt wird. 72,6% halten es für wahrscheinlich, dass nur noch die großen und professionellen Blogs Rezensionsexemplare bekommen, wenn die Bezahlung selbst verhandelt wird. Insgesamt ist das Bild eher pessimistisch, wobei eine feste Bezahlung als schlechter wahrgenommen wird, als eine selbst verhandelte Bezahlung.
Allerdings muss ich hier einschränken, dass es sein kann, dass die Abfrage des einen Szenarios das zweite beeinflusst hat und das Ergebnis anders ausgefallen wäre, wenn ich die Szenarien abwechselnd abgefragt hätte. Sowas fällt einem aber ja leider oft erst mittendrin ein…
Ich habe auch gefragt, ob es wahrscheinlich ist, dass die Qualität der Rezensionen bei einer Bezahlung steigen wird. Bei einer festen Bezahlung stimmten hier 22,6% zu, bei einer selbst verhandelten Bezahlung immerhin schon 37,7%.
Und, was mich besonders freute, weil es meinen persönlichen Eindruck und meine Annahme bestätigte, es ließ sich ein leicht positiver Zusammenhang zwischen dem Wunsch bezahlt zu werden und dem Anteil der Rezensionsexemplare an allen Rezensionen feststellen.
Da wäre es sicherlich interessant weiter zu forschen, warum genau das so ist. Meine Vermutung ist ja, dass es einen Unterschied gibt zwischen Buchbloggern und Bloggern, die rezensieren.
- Buchblogger sind in meinem Verständnis die, die über Bücher bloggen, einfach weil es ihnen Spaß macht und ihnen der Austausch wichtig ist. Die würden auch weiter bloggen, wenn es gar keine Rezensionsexemplare mehr geben würde.
- Blogger, die rezensieren, lesen zwar gerne (und manchmal auch viel), stellen aber nur Rezensionen online, wenn sie müssen. Wenn es also ein Rezensionsexemplar war. Das heißt nicht, dass es ihnen keinen Spaß macht, aber das Lesen selbst ist ihnen wichtiger als der Austausch darüber.

Weitere Ergebnisse
- Das Bloggerportal ist sehr beliebt (Wert 3,51 von 4) und wird auch viel genutzt.
- Blogg dein Buch ist weniger beliebt (Wert 2,93 von 4), weniger bekannt und wird (mittlerweile) weniger genutzt.
- Insgesamt scheint die Zusammenarbeit mit Verlagen, Autoren und Agenturen gut zu funktionieren. (Werte von 3,31, 3,26 und 3,18 von 4 auf der Zufriedenheitsskala)
- 84,17% fragen ihre Rezensionsexemplare direkt bei den Verlagen an.
- Angebote kommen die meisten von Autoren (73,33%).
- Die meisten unaufgeforderten Zusendungen erfolgen ebenfalls von den Verlagen (24,17%), gefolgt von den Autoren (18,33%).
- Agenturen spielen in der deutschsprachigen Buchbloggerszene noch keine große Rolle.
- Druck ist ein Stichwort, dass in den schriftlichen Kommentaren immer wieder fiel. Rezensionsexemplare üben Druck aus, da sie „abgearbeitet“ werden müssen. Der Spaß am Lesen geht so für einige verloren, allerdings fällt es auch schwer nein zu sagen, wenn einem ein tolles Buch angeboten wird.
- Die Qualität vieler Rezensionen wird bemängelt und sich gewundert, warum Verlage nicht mehr darauf achten, dass Rezensionen aus mehr als dem Klappentext und einer Cover-Beschreibung bestehen.
- Die Bezahlung für Rezensionen wird als schlecht fürs Image angesehen, stattdessen wird darauf hingewiesen, dass durch andere Aktionen rund ums Buch und Affiliate-Links Geld verdient wird.
- Es wird darauf hingewiesen, dass bezahlte Rezensionen klar als Werbung gekennzeichnet sein müssten und, dass es bei einer Bezahlung auch erlaubt sein müsste negative Kritiken zu schreiben. Anscheinend sagen jetzt einige beim Verlag bescheid, bevor sie eine negative Kritik schreiben und bekommen dann die Anweisung nichts zu schreiben.
- Aus persönlicher Erfahrung kann ich da nur sagen: Kennzeichnung als Werbung ist bei Bezahlung unumgänglich, aber auch unbezahlte Rezensionsexemplare müssen aus Transparenzgründen als solche gekennzeichnet werden. Bisher hat sich kein Verlag bei mir über negative Kritik beschwert, ich frage allerdings in dem Fall auch nicht vorher nach, sondern sage einfach, das und warum mir das Buch nicht gefiel.
Das sind jetzt alle Punkte, die ich glaube, die hier interessant sein könnten.
Was sagst du zu den Ergebnissen? Sind sie so, wie erwartet? Ist etwas überraschend? Habe ich eine Frage hier nicht ausgewertet, die dich bei der Beantwortung sehr interessiert hat?
Wenn etwas fehlt, kann ich gerne noch ergänzen. Und wenn du den Datensatz haben möchtest, weil du deine eigenen Auswertungen machen möchtest, schreibe mir einfach eine Mail und wir bequatschen alles weitere.
Und wenn du dich jetzt fragst, wie auch die Rezensionsexemplare bekommen kannst: Hier ist eine Anleitung.
Eine sehr interessante und informative Auswertung. Besonders interessant finde ich, dass du schreibst, dass auch unbezahlte Rezensionsexemplare aus Transparenzgründen als solche gekennzeichnet werden müssen. Im Forum von vorablesen kam dieses Thema vor kurzem auch auf und da empfanden das einige sogar als nervig und überflüssig dies in der Rezension zu erwähnen. Und das dies sogar unsympathisch wirken würde, so nach dem Motto: Guck mal, ich hab das Buch kostenlos bekommen.
LG, Moni
Hallo Moni,
oh, auch eine interessante Sichtweise. Hätte ich nicht erwartet, dass das auch als Angeberei angesehen werden kann. Ich persönlich finde das nur gut, wenn klar wird, warum man das Buch rezensiert. Nämlich, weil man sich dazu verpflichtet hat, bevor man es liest. Das heißt ja nicht, dass man es anders bewertet, aber vielleicht hätte man sich die Rezension gespart, wenn es kein Rezensionsexemplar wäre, weil es weder besonders gut noch schlecht ist…
Hmm, rechtlich ist es bei Rezensionen glaub ich nicht verpflichtend (weiß ich gar nicht genau), aber wenn man Bücher wie andere Produkte behandeln würde, dann müsste man es ja auf jeden Fall kennzeichnen, sogar als Werbung. Das ist bei Büchern ja (merkwürdigerweise) erst nötig, wenn zusätzlich Geld fließt. Also soweit ich weiß, ich kann mich auch irren.
LG Lexa
Hallo Lexa,
das Thema kam im Zusammenhang mit der neuen Rezensionsrichtlinie von amazon auf. Da ist es wohl so, dass bei Büchern in dieser Hinsicht keine Kennzeichnung eforderlich ist. Das bloggerportal hingegen möchte zumindest auf dem Blog eine Verlinkung zur Buchseite und in den Rezensionsrichtlinien von blogg dein buch steht sogar drin, dass die eine Verlinkung auf die Internetseite von blogg dein buch haben wollen. Da muss man das dann ja so und so irgendwie mit einbauen. Von daher habe ich für mich persönlich entschieden, dass ich das so und so immer mit reinschreibe.
Ich habe das Gefühl, dass einiges in deinem Beitrag durcheinander geht: Rezensionsexemplare „müssen“ gekennzeichnet werden? Wo steht das denn? Unter ist das nur deine ganz persönliche Einschätzung zu dem Thema? Übrigens ist das bei allen Produkten so, dass eine Kennzeichnung erst verpflichtend ist, wenn Geld fließt – außer dir wurde ein Produkt mit einem hohen Warenwert zur Verfügung gestellt.
Ansonsten bin ich kein großer Fan von Statistiken – ich finde es schwierig 100 Blogger zu befragen und dann davon zu sprechen, was „deutsche Blogger“ wollen. Hast du eigentlich nur Buchblogger befragt, oder auch andere Blogger? Ich glaube nämlich, dass deutsche Blogger aus anderen Sparten das deutlich anders sehen.
Liebe Grüße
Mara
Hallo Mara,
in meinem Text steht: „Aus persönlicher Erfahrung kann ich da nur sagen: Kennzeichnung als Werbung ist bei Bezahlung unumgänglich, aber auch unbezahlte Rezensionsexemplare müssen aus Transparenzgründen als solche gekennzeichnet werden.“ Es ist also klar als meine eigene Meinung gekennzeichnet. Außerdem habe ich es so verstanden, dass jegliche Werbung nach dem deutschen Recht eindeutig gekennzeichnet werden muss. Und auch die Bereitstellung von kostenlosen Produkten ist Werbung, wenn man sich dafür verpflichtet über sie zu schreiben. Wenn du da Belege hast, dass ich das falsch verstanden habe, würde ich mich über Links freuen.
Zu deinem zweiten Punkt: Natürlich kann man nicht von 100 auf alle schließen. Deswegen habe ich ja auch geschrieben, dass die Ergebnisse nicht repräsentativ sind, es sich aber Tendenzen ableiten lassen. Theoretisch stand die Umfrage allen offen, aber wie oben schon geschrieben, gab die Mehrheit der Befragten „Bücher“ als Themenschwerpunkt an, würde sich selbst also wahrscheinlich als Buchblogger bezeichnen. Um eine Korrelation zwischen dem Wunsch nach Bezahlung und den Themenschwerpunkten zu untersuchen reichten die Daten leider nicht. Das war aber auch eine meiner Fragen.
Diese kann ich mir vielleicht irgendwann anders mal beantworten, falls ich die Umfrage so ähnlich noch einmal in einem großerem Umfang durchführen sollte.
Ich hoffe, deine Fragen sind beantwortet.
LG Lexa
Liebe Lexa,
du kannst dich z.B. hier vertiefend in die Thematik einlesen:
http://www.leitmedium.de/2015/12/13/ein-paar-ueberlegungen-zur-kennzeichnung-von-werbung-in-eltern-blogs/
http://www.54books.de/schleichwerbung/
Liebe Grüße
Mara
Interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist. Beide Links sind ja auch nur Meinungsäußerungen von Nicht-Juristen, und beide würde ich so interpretieren, dass es eher zwingend ist kostenlose Produkte/Bücher als solche zu kennzeichnen, als es nicht zu tun.