Letzte Überarbeitung am 4. Februar 2020
Der internationale Tag des Bieres findet jährlich am ersten Freitag im August statt. Und wie es der Zufall so will, ist diese Woche ebendieser Freitag.
Ein guter Grund, sich mit Bier, dem flüssigen Gold, mal etwas näher zu beschäftigen. Welche Bierarten gibt es? Wie viele Biersorten werden in Deutschland gebraut? Was ist drin im Bierbauch? Sind fünf Bier wirklich ein Schnitzel?
Aus Mesopotamien zu uns
Bier gehört, neben Wein, zu den ältesten Getränken der Menschheit. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. war Bier in Mesoptamien ein verbreitetes Getränk. In der Antike verbreite sich die Kunst des Bierbrauens im gesamten Mittelmeerraum und durch die Römer dann unter anderen auch in Germanien.
In Europa wurde Bier ursprünglich aus gemälztem oder ungemälztem Getreide obergärig gebraut. Um das süßliche Getränk schmackhafter zu machen, setzte man zum Beispiel Baumrinde, Honig, Wacholder, Pilze und wahrscheinlich auch Hopfen zu.
Zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert entwickelten sich die Bierbrauerzünfte. Etwa zur gleichen Zeit traten, besonders in Norddeutschland, Handelsbrauereien neben Kloster- und Hausbrauereien. Im 14. Jahrhundert verdrängte der Hopfen dann letztendlich die bis dahin verwendeten Würz- und Bitterstoffe.
Norddeutschland blieb bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts Schwerpunkt der Biererzeugung. Das heutige Ansehen Süddeutschland als Bierschwerpunkt liegt vor allem am Deutschen Reinheitsgebot, das 1516 in Bayern erlassen wurde. Das Reinheitsgebot besagt, dass Bier nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser enthalten soll.
Trotz der begrenzten Zutaten, gibt es eine große Vielfalt an Bierarten und -sorten. In Deutschland existieren 1349 Brauereien, die über 5000 verschiedene Biere im Angebot haben.

Unter- oder obergärig und Stammwürzegehalt?
In Deutschland wird Bier nach zwei Merkmalen in Sorten eingeteilt: nach dem Gärverfahren (untergärig oder obergärig) und nach dem Stammwürzegehalt.
Ob ein Bier untergärig oder obergärig ist, entscheidet sich durch die zugesetzten Hefekulturen: Obergärige Hefesorten vergären bei Temperaturen zwischen 18 °C und 24 °C, untergärige bei 8 °C bis 14 °C.
Aus der Stammwürze lässt sich in etwa der Alkoholgehalt ermitteln: Er entspricht ungefähr einem Drittel der Stammwürze.
Mittlerer Stammwürze- und Alkoholgehalt einiger Biersorten
Biersorte | Stammwürze (%) | Alkohol (Vol.-%) |
Berliner Weiße | 7,5 | 3,2 |
Altbier | 11,5 | 4,9 |
Lagerbier | 11,5 | 5 |
Pilsener | 12 | 4,9 |
Malzbier | 12,5 | <1 |
helles Exportbier | 12,7 | 5,5 |
Weizenbier | 12,7 | 5,1 |
Märzenbier | 13,5 | 5,6 |
Bockbier | 16,5 | 7,2 |
Untergäriges Bier
Es gibt helle, mittelfarbige und dunkle untergärige Biere.
Heutzutage werden zu 90% helle Biere gebraut, die sich vom ursprünglichen Pilsener und Dortmunder ableiten. Das Pilsener (Pils) ist zum Gattungsbegriff für stark gehopftes, kräftig bitteres Bier geworden, während das Dortmunder eher ein stärkeres, hoch vergorenes, mild bitteres Bier ist.
Das Märzenbier ist ein mittelfarbiges Bier, das seinen Namen daher hat, dass es früher (vor der professionellen Kühlung) nur im März gebraut werden konnte. Nur dann stimmte die Temperatur.
Der ursprüngliche Münchener Typ ist malzaromatisch und süßlich. Der Hopfencharakter ist nicht sehr stark. Es sind dunkle Biere.
Obergäriges Bier
Das Weizenbier enthält je zur Hälfte Weizen- und Gerstenmalz. Durch die Nachgärung im Drucktank oder in der Flasche hat es einen hohen Kohlensäuregehalt. Die Berliner Weiße wird durch eine Mischgärung von Hefen und Milchsäurebakterien gewonnen. Das Kölsch ist hell und mild, während das Altbier mittel- bis dunkelfarbig und bitterer ist.
Für Diabetiker gibt es Diätbier. Es ist sehr hoch vergoren und kohlenhydratarm.
Alkoholfreies Bier
Alkoholfreies Bier darf bis zu 0,5 Vol.-% Alkohol enthalten. Dazu gehört auch das Malzbier. Für trockene Alkoholiker und Kinder ist nicht der geringe Restalkohol die Gefahr, sondern der Geschmack, der die Hemmschwelle zum „echten“ Bier zu greifen senkt.

Ist Bier gesund?
Nein, Bier ist nicht gesund. Es gibt zwar Studien, die das Gegenteil bewiesen haben wollen, aber deren wissenschaftliches Vorgehen muss (leider) stark angezweifelt werden. Es sind zum Beispiel B-Vitamine im Bier vorhanden, aber in so geringen Mengen, dass sie als nicht relevant für die Gesundheit eingestuft werden sollten.
Bier ist und bleibt ein alkoholisches Getränk und sollte als ein solches als Genussmittel behandelt und vor allem genossen werden. Es ist kein Durstlöscher!
Und wie ist das jetzt mit dem Bierbauch und den Schnitzeln?
Im Bierbauch ist noch viel mehr als nur Bier. Der Kaloriengehalt von Bier ist nicht außergewöhnlich hoch, aber die Bitterstoffe im Bier regen den Appetit an. Zusätzlich sinken durch den Alkohol die Hemmungen bei Knabberkram auch dann zuzugreifen, wenn man eigentlich satt ist.
kcal pro 330ml | |
Jever Fun, alkoholfrei | 43 |
Kilkenny | 119 |
Becks Green Lemon | 122 |
Krombacher Radler | 125 |
Jever Pilsener | 128 |
Lager (Durchschnitt) | 129 |
Warsteiner | 142 |
Astra Urtyp | 143 |
Altbier (Durchschnitt) | 149 |
Astra Rotlicht | 181 |
kcal pro 500ml | |
Erdinger Weißbier, alkoholfrei | 128 |
Schöfferhofer Hefeweizen, naturtrüb | 205 |
Erdinger Weißbier, dunkel | 239 |
Im Vergleich dazu: Ein paniertes Schnitzel von 150g hat etwa 350kcal. Ein Schnitzel sind vom Kaloriengehalt also 2,7 Flaschen Jever. Oder 1,5 Flaschen dunkles Erdinger Weißbier. Es kann aber natürlich sein, dass jemand nach 5 Flaschen Bier genau so satt ist, wie nach einem Schnitzel. Oder das Sprichwort geht von extra großen Schnitzeln aus.
Der Tag des deutschen Bieres ist übrigens jährlich am 23. April. Sollten Sie heute das Bier also nicht feiern wollen, haben Sie dann die nächste Möglichkeit dazu.
Sehr schöner und informativer Artikel!
LG Howie
Danke.
Das mit dem „Märzen“ ist meines Wissens nach ein wenig anders:
„Die bayerische Brauordnung aus dem Jahre 1516 (siehe auch Reinheitsgebot) legte fest, dass nur zwischen Michaeli, dem Tag des Hl. Michael (29. September) und Georgi, dem Tag des Hl. Georg (23. April) gebraut werden durfte. In den fünf Monaten danach war es etwa den Münchner Bierbrauern verboten, Bier zu produzieren. Grund war die in den Sommermonaten erhöhte Brandgefahr beim Biersieden. Hinzu kommt, dass die Herstellung des in Bayern schon früh beliebten untergärigen Biers Temperaturen von unter zehn Grad erforderte, weshalb bis zur Erfindung der Kältemaschine die Produktion dieses Biers während der Sommermonate nicht in angemessener Qualität möglich war.“
(Quelle:
Der Sud der im letzten Braumonat gebrauten Biere wurde daher mit höherer Stammwürze und damit mehr Alkohol im Endprodukt angesetzt, und auch mehr Hopfen – alles, um die Haltbarkeit zu verlängern. Immerhin gab es dann ja erst Mitte bis Ende Oktober frisches Bier. Und weil das Münchner Oktoberfestbier nun mal Ende September steigt, war (und ist) das dort ausgeschenkte Oktoberfest-Bier traditionell ein Märzen.
Für kühle Temperaturen und damit die Haltbarkeit weiter zuträglich ist gerade im Sommer natürlich Schatten. Deshalb hat man seinerzeit über die Felsenkeller gern große, schattenspendende Bäume gepflanzt, wie etwa Kastanien. Und daher findet man die auch heute noch häufig in den Biergärten der Brauereien.
Ist also alles kein Zufall :o)
Und ganz so ungesund ist es nicht: Die Vitamine B2 (Riboflavin), B6 (Pyridoxin), Panthenolsäure sowie Niacin kommen im Bier durchaus in reichlichen Mengen vor. Und alkoholfreies Weizenbier gilt als isotonisch und ist nicht die schlechteste Getränkewahl nach sportlichem Training.
Diese Begründung scheint mir auch glaubhaft, es schließt ja nicht aus, dass das Bier im März gebraut wurde. 😉
Zitat aus deiner Quelle: „Das während des Winters eingebrachte Eis schmolz im Felsenkeller nur langsam; so konnte im Felsenkeller für gewöhnlich bis März frisches Eis eingebracht werden, woher sich auch der Name Märzen ableitet.“
Sicherlich gibt es da mehre Begründungen/Überlieferungen, die alle nicht völlig falsch sind.
Definiere reichlich kann ich da nur sagen. Vor allem, wenn du es im Bezug zum Alkoholgehalt setzt, der nun mal in keinster Weise gesund ist. Und die Vitamine bekommt man daher besser aus anderen Lebensmitteln ohne Alkohol.
Du hast recht, alkoholfreies Weizen ist nicht die schlechteste Wahl, aber auch nicht die Beste. Durch den Geschmack sinkt nun mal die Hemmschwelle „echtes“ Bier zu trinken und wenn man das umgehen kann, dann sollte man es auch tun.
Liebe Grüße
Alexandra