Dieses Buch ist so vieles, das ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll. Es bringt einen zum Nachdenken, zum Lachen, zum Schmunzeln, zum Stirnrunzeln und traurig sein. Es beinhaltet sehr viele brillante Gedanken und ist doch sehr einfach zu lesen. Aber auch hier ist nicht alles Gold was glänzt.
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Titel: Das verbotene Glück der anderen Autor: Manu Joseph Seiten: 370 (Hardcover) Verlag:C.H.Beck Preis beim Verlag:19,95 €*
Aus dem englischen von Claudia Wenner Originaltitel: The Illicit Happiness of Other People Erscheinungsjahr: 2013
Buchrücken
Der siebzehnjährige Unni Chacko hat etwas Schreckliches getan. Drei Jahre nach seinem Selbstmord erhält sein Vater, der Journalist Ousep Chacko, mit der Post ein Päckchen mit einem Comic seines künstlerisch hochbegabten Sohnes Unni – ein Irrläufer, der Ousep erneut auf die Suche nach den Gründen für den Tod seines Sohnes schickt. Er befragt seine ehemaligen Freunde, besucht Treffen der Comic-Zeichner, belästigt einen berühmten Neuropsychiater, entdeckt das ungewöhnliche Leben seines Sohnes und dringt zugleich immer tiefer in die Geheimnisse der eigenen Familie ein. Der Roman, der in den 1990er Jahren in Madras spielt, klug, scharfsinnig, komisch und sehr anrührend, erzählt vom Leben einer schwer gebeutelten Familie, von Wahrheitssuche und Liebe, spannend und herzzerreißend. Und er sagt auch etwas über die Situation der Frauen im heutigen Indien.
Klingt sehr vielversprechend, oder? Fand ich auch. Und ich kann auch nicht sagen, dass ich enttäuscht wurde. Nein. Auf keinen Fall. Aber so begeistert wie ich erwartet hatte wurde ich dann doch nicht.
Fangen wir aber erst mal mit den positiven Aspekten an:
Es ist wirklich gut geschrieben. Es lässt sich absolut fließend lesen und vermittelt einem auch schwierige Gedanken sehr leicht.
Und schwierige Gedanken gibt es in diesem Buch wirklich genug. Es wird philosophiert und philosophiert über den Sinn des Lebens. Aber mehr so nebenbei, als Rahmenhandlung. Interessant gemacht.
Die Hauptfigur ist in meinen Augen Ousep Chacko, der Vater des Jungen der sich umbrachte. Auch wenn dich das gesamte Buch inhaltlich um Unnis Leben dreht habe ich hinterher das Gefühl gehabt, dass Ousep doch die Hauptrolle spielte.
Auch hier wieder interessant gemacht das Leben eines Menschen nur durch Erinnerungen, die auch noch sehr schwer und stockend ans Licht kommen, zu beschreiben. Aber man lernt Unni Stück für Stück besser kennen. Und Unni hatte wirklich einen sehr speziellen Charakter. Auch seine gesamte Familie und die engsten Vertrauten lernt man nach und kennen.
Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht von Unnis Vater, seiner Mutter und seinem kleinen Bruder erzählt. Auch das Nachbarsmädchen darf zwischendurch ihre Sicht der Dinge zur Erhellung des Lesers beitragen. Alle diese Figuren sind sehr dicht beschrieben und man bekommt nie das Gefühl, dass etwas Überflüssiges erzählt wird. Jeder Information die man erhält führt einen langsam zum Grund für Unnis Tod.
Auch, wenn die Protagonisten des Buches es noch nicht wissen, man merkt beim Lesen doch recht schnell, was die Hauptthematik ist und warum sich Unni letztendlich umgebracht haben muss. Zwar nicht, was genau vorgefallen ist, das erfährt man wirklich erst am Ende, aber das Thema um das es sich dreht wird sehr schnell deutlich. Diese Thematik kann ich hier aber noch nicht nennen, dann würde ich euch die Spannung kaputt machen. Also verzeiht mir, dass ich so wage bleibe.
Bei all der Interessantheit der Geschichte war es aber doch kein Buch, das man angefangen hat zu lesen und nicht mehr weglegen konnte. Es plätscherte so vor sich hin. Es wurde nie langweilig, aber so richtig spannend, so dass man unbedingt erfahren wollte wie es weitergeht, wurde es auch nie.
Andererseits macht es auch den Reiz aus, da die Botschaft des Textes eine sehr ernste und tiefgründige ist, die man aber nur so nebenbei in sich aufnimmt. Man wird von den Geschehnissen nicht dermaßen abgelenkt, dass man aufhört drüber nachzudenken, was alles hinter dem Erzählten steckt. Aber gleichzeitig ist es doch fesselnd genug, dass man es zu Ende liest und die finale Botschaft nicht verpasst.
Aber auch die Botschaft kann ich hier nicht nennen, weil ihr dann von Anfang an wüsstet, warum Unni sich umgebracht hat.
Insgesamt kann ich dieses Buch eigentlich jedem empfehlen, der ein bisschen empfänglich für Botschaften hinter dem ausdrücklich genannten ist. Es lohnt sich.
Wer es oberflächlich liest wird enttäuscht werden, da eigentlich nichts passiert. Viel aktive Handlung ist nicht vorhanden, aber es ist viel aktives Denken vom Leser gefordert.
Ich gebe insgesamt allerdings nur 4 von 5 Punkten, da es sicherlich viele geben wird, die es nicht zu Ende lesen weil die Spannung fehlt. Denen entgeht zwar vieles, aber das kann man ja nicht wissen, wenn man aufhört.