Letzte Überarbeitung am 17. Februar 2020
Im Alltag mit Baby gibt es so einige Momente, die man sicherlich nicht unbedingt in guter Erinnerung behält, die aber einfach dazu gehören: so richtig volle Windeln, wache Nächte und Geschrei aus Gründen, die das Baby selbst grade nicht weiß zum Beispiel. Auch nölige Nachmittage, denn Mittagsschlaf ist nur was für andere Kinder, oder der Kampf um den Breilöffel gehören dazu.
Eins haben diese Situationen aber alle gemein: Sie sind vorher bekannt!
Man rechnet in irgendeiner Form mit ihnen. Man wird vorher gewarnt. Von der Familie, von Freunden und Bekannten und von Filmen und Serien. Kinder haben ist nicht immer nur Spaß, aber das weiß man. Man kann es gar nicht nicht wissen.
Wovon aber keiner redet und was man erst erfährt, wenn man selbst ein Baby hat, ist der Endgegner. Die Situation, die nicht nur unvermeidlich ist, sondern auch noch mindestens 2 mal die Woche passiert: Fingernägel schneiden!
Erst süß…
Die meisten Babys kommen mit perfekten kleinen Händen und Füßen auf die Welt. Und diese kleinen Fingernägel erst. Einfach goldig.
Der Greifreflex macht das ganze noch entzückender und die ersten Tage gibt es fast nichts schöneres als dem Baby dabei zuzusehen, wie es ganz fest den eigenen Finger umklammert.
Die Fingernägel sind dabei einfach nur hübsch und brauchen keine weitere Aufmerksamkeit. Sie sind so weich, dass sie sich von alleine kürzen.
…dann Waffen!
Aber irgendwann kommt er, der Moment, vor dem man gewarnt werden sollte. Die Fingernägel werden immer härter und länger. Bis sie perfekte kleine Waffen sind.
Der Mensch stammt vom Tier ab? Jeder, der schon einmal Kinderkrallen gespürt hat, glaubt das auch ohne Beweise. Sie sind scharf, sie sind hinterhältig, sie sind gefährlich. Sie treffen immer da, wo es wirklich weh tut. In der Nase beispielsweise. Oder direkt unterm Auge.

Erst Überwindung…
Man hat also keine Wahl, man muss sie kürzen. Solange das Kind klein ist und viel schläft, ist das noch einigermaßen gut machbar. Im Schlaf bekommt es gar nichts davon mit und die einzige Hürde ist die eigene Angst zu überwinden.
Diesem kleinen und zarten Wesen soll man sich mit einer Schere nähern?
Die Kratzer im eigenem und im Gesicht des Kindes lassen einen aber nicht lange zögern und beim zweiten Mal hat man sich auch schon dran gewöhnt und denkt gar nicht mehr viel drüber nach.
…dann nahezu unmöglich!
Bis das Kind größer wird. Nicht mehr immer und überall, sondern nur noch im Bett schläft. Auf dem Bauch. Mit den Händen unterm Körper.
Keine Chance da ranzukommen.
Level 3 beginnt. Nägel schneiden am wachen Objekt.
Allerlei Tricks und Tipps werden getestet. Ablenkungsobjekte, Geräusche und Grimassen nacheinander und durcheinander ausprobiert. Auf dem Schoss, auf dem Wickeltisch, im Hochstuhl, bei Oma auf dem Schoss…
Ich bekam den Tipp nicht zu schneiden, sondern jeden Tag zu feilen. Ich habe es probiert. Aber über diesen 10 minütigen Kampf auf Leben und Tod (zumindest der Geräuschkulisse nach) decke ich lieber den Mantel des Schweigens.
Endgegener
So sitze ich hier weiterhin, jeden zweiten oder dritten Tag, und wäge ab: Was tut weniger weh? Nehme ich ein paar Kratzer in kauf und zögere das Nägelschneiden noch etwas hinaus? Oder nehme ich den Kampf auf und ringe um jeden einzelnen Nagel?
Halte Hände fest, die sich entziehen wollen. Versuche Ruhe auszustrahlen, um Ruhe zu vermitteln. Mache fröhliche Musik an und singe mit. Hantiere mit der Schere vor dem sich windenden und protestierenden Kind.
Immer mit dem Gedanken im Kopf: „In spätestens 8 Jahren ist es vorbei.“
Zumindest wurde mir das erzählt, dass sich Kinder mit 8 Jahren selbst die Nägel schneiden können. Aber wer weiß, vielleicht wird es ja auch schon vorher leichter. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Und bis dahin kämpfe ich weiterhin regelmäßig gegen den Endgegner. So kommt man wenigstens nicht aus der Übung.