Hanns-Josef Ortheil: Mit dem Schreiben anfangen

"Mit dem Schreiben anfangen" von Hanns-Josef Ortheil ist ein lehrreiches, aber auch irritierendes Buch. Wenn die anfängliche Skepsis überwunden ist, findet man viele hilfreiche Ideen um das Schreiben zu beginnen.

Letzte Überarbeitung am 27. März 2022

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Autor: Hanns-Josef Ortheil

Titel: Mit dem Schreiben anfangen. Fingerübungen des kreativen Schreibens

erschienen: Oktober 2017

150 Seiten

Preis: 14,95€*

Duden Verlag

Buchrücken

Trainieren Sie die Basisfähigkeiten des Schreibens und gehen Sie bewusst den Weg von der einfachen Weltbeobachtung hin zum literarischen Text. Lernen Sie, wie literarische Einfälle entstehen und wie man mit ihnen weiterarbeitet.

Hanns-Josef Ortheil, einer der bedeutendsten Autoren der Gegenwart, hat kein Lehrbuch mit Geboten und Regeln verfasst, sondern bietet ein breites Spektrum kreativer Ansätze zum Ausprobieren.

Meine Meinung

Am Anfang war ich irritiert und ein bisschen verärgert. Ich gehöre nicht zu den Menschen, dessen Lebenstraum es ist einmal ein Buch zu veröffentlichen, aber ich Schreibe gerne und durch den Blog auch einigermaßen viel. Kurzgeschichten zu schreiben bringt mir viel Spaß, allerdings brauche ich äußere Anreize, damit ich mit einer anfange und nicht doch stattdessen etwas anderes schreibe. Von diesem Buch hatte ich mir ein paar hilfreiche und praktische Tipps erwartet, wie man mit dem Schreiben beginnt und den Fokus findet.

Im Endeffekt habe ich auch genau das bekommen. Nur am Anfang, da fehlt irgendwie der Sinn für die Realität der meisten angehenden AutorInnen. Die allermeisten schreiben nicht Vollzeit. Es ist nicht ihr Brotjob. Gerade am Anfang, passiert das Schreiben nebenbei und irgendwie anders verdient man sein Geld. Da sind Tipps wie sich ein Schreibzimmer einrichten, jeden Tag Vormittags schreiben und Nachmittags erholen (oder anders rum) und sowieso sein Leben auf das Schreiben ausrichten, zwar nett gemeint, aber wenig praktikabel. Viele sind froh, wenn sie überhaupt Platz für einen Schreibtisch haben und neben der Arbeit und Familie regelmäßig eine oder zwei Stunden Zeit für ihr aktuelles Projekt finden.

Auch die verhältnismäßig langen Passagen über die Auswahl von gutem Papier und den richtigen Stiften scheinen irgendwie unpassend in Zeiten, in denen jeder nur noch tippt. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass gerade die Ideenfindung für einen neuen Roman „altmodisch“ mit Papier und Stift besser vonstatten geht. Die Kreativität ist da freier, als wenn sie in ein Word-Dokument passen muss. Und im Zusammenhang mit den später empfohlenen Tagebüchern, Ideenmappen und Sammelordnern ergibt der Fokus dieser Kapitel auch wieder Sinn.

Richtig gut gefielen mir dann die restlichen Kapitel: Es gibt Ideen, wie man überhaupt in den Schreibfluss kommt und die Angst vor dem weißen Blatt gar nicht erst aufkommen lässt. Es wird gezeigt, welche Möglichkeiten es gibt Ideen zu finden, zu ordnen und festzuhalten. Es wird auf Zeit und Raum eingegangen und deren Bedeutung sowie Auswirkung auf Geschichten behandelt. Es sind nur 150 Seiten, aber jedes (Unter-)Kapitel endet mit drei oder mehr Schreibaufgaben. Wenn man sie tatsächlich alle bearbeitet, kann aus diesem Buch ein Jahresprojekt werden. Am Ende des Jahres hat man dann viel Material, dass zu einem Roman ausgebaut werden kann.

Zumindest hatte ich diesen Eindruck, denn ich habe nur wenige der Aufgaben bearbeitet. Aber wie gesagt, mein Ziel ist es ja auch nicht einen Roman zu verfassen, sondern überhaupt mal wieder kreativ zu schreiben. Aber allein beim Lesen der Aufgaben kamen mir viele Ideen, wie ich sie umsetzen könnte und was man daraus machen kann.

Momentan haben diese Projekte niedrigste Priorität, das Buch war einfach als schöne Ablenkung zwischendurch gedacht, aber sobald ich an meiner Masterarbeit sitze, werde ich es sicherlich wieder hervorholen und noch ein paar der Schreibaufgaben angehen. Denn wissenschaftlich schreiben kann ich besser, wenn ich zwischendurch kreativ schreibe. Dann geht die Lust am geschriebenen Wort nämlich nicht ganz flöten, sondern bleibt erhalten. Und allein für diese Aussicht hat sich die Lektüre schon gelohnt.

Allen, die tatsächlich mit dem Gedanken spielen oder den Wunsch hegen einen Roman zu verfassen, kann ich zu diesem Buch raten. Es liefert viele Ideen und Inspirationen, die sich weiter ausbauen lassen zu einem eigenem Werk. Die Optik und Haptik ist da auch nicht ganz unschuldig dran. Man nimmt dieses Buch in die Hand und hat sofort das Gefühl ein hochwertiges Notizbuch anzufassen. Die Schreiblust wird (bei mir zumindest) allein durch diese Assoziation schon geweckt.

Rezensionen anderer:

"Mit dem Schreiben anfangen" von Hanns-Josef Ortheil ist ein lehrreiches, aber auch irritierendes Buch. Wenn die anfängliche Skepsis überwunden ist, findet man viele hilfreiche Ideen um das Schreiben zu beginnen.

10 Kommentare
  • Oh, wie passend, dass du jetzt in meiner Schreibsucht-Phase so ein Buch vorstellst.

    Ich hätte mir wahrscheinlich das Gleiche wie du von dem Buch versprochen. Was du da über den Anfang schreibst klingt da echt ernüchternd, denn ich sehe das wie du: Die meisten Leute haben verdammt noch mal nicht den ganzen Tag und ein ganzes Haus zum Schreiben. Man nimmt, was man kriegen kann. Also die Ecke auf dem Sofa oder den Platz auf dem Schreibtisch zwischen dem Schulzeug und die Minuten nach dem Abendessen… oder so.

    Ideenfindung kann ich mir zwar gut analog vorstellen – aber da braucht man doch kein besonderes Papier, oder? Und der Werbekulli leistet mir auch gute Dinge. (Mit dem von dir Doodle ich übrigens oft für #365DoodlesmitJohanna und muss immer an dich denken :))

    3 AUfgaben am Ende jedes Kapitels? Wow… das ist echt viel. Zumal schreiben ja häufig länger dauert als 3+4 ausrechnen. Trotzdem glaube ich, dass ich es mir doch nicht zulegen werde – Romanprojekt hin oder her. Ich bin eher Typ-Internet-lernen. Gibt so viele tolle Blogs 🙂

    Liebe Grüße

    • Ich sage mal so, besonderes Papier und besondere Stifte sind keine Notwendigkeit, aber sicherlich ganz nett zu haben. Wenn man immer ein bestimmtes Papier und einen bestimmten Stift nutzt, regt das vielleicht die Kreativität an (?). Ist jetzt nur eine Vermutung.
      Ein Werbekuli tut es aber genau so. Und cool, dass du den noch hast 🙂

      Ja, es sind wirklich viele Aufgaben. Sicherlich ein Jahresprojekt, wenn man sie alle gewissenhaft abarbeitet.
      LG Lexa

  • Das Buch könnte mir auch in die Finger kommen. Wobei ich mein Schreibprojekt gerade immer weiter vor mir her schiebe. Dafür liebe ich einfach des Lesen und rezensieren gerade zu sehr und schreibe einfach auf meinem Blog. Da kann man seine Kreativität ja auch frei entfalten.
    LG Kerstin

    • Moin Kerstin,
      auf dem Blog schreiben ist ja auch schreiben 😉 Und wenn du es aufschiebst, dann ist da wohl einfach noch nicht die Zeit für.
      LG Lexa

  • Ich kann auch nur Dankeschön für diesen Tipp sagen! …jetzt bin ich gespannt auf das Buch. Schriftsteller werden möchte ich nicht. Aber es hilft sicher auch beim Gedanken sortieren, aufschreiben, loswerden!
    L*Grüssle und eine schöne Adventszeit!
    engy

  • Hallo Lexa,

    noch ein Buch über das Schreiben, und ganz neu. Ich schau es mir auf jeden Fall mal an. Danke für den Tipp. Duden-Verlag klingt ja erstmal nach staubtrockener Wissensvermittlung. 😉 Aber wie bei wohl allen Büchern übers Schreiben kann man die für einen uninteressanten Passagen überfliegen und sich das raus ziehen, was man gerade braucht.

    Hilfreich, auch wenn man keinen Roman schreiben will, finde ich auf jeden Fall „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ von James N. Frey. Das liest sich auch unterhaltsam. Noch unterhaltsamer zu lesen ist „Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King. Tipps zum Schreiben kann man da ganz nebenbei aufsaugen. Und das (fast) ganz ohne Gruseln!

    LG Linni

    • Moin Linni,
      für mich klingt Duden eher nach Kompetenz, gar nicht unbedingt staubtrocken. 😉 Und du hast natürlich recht, man muss immer das Nutzen, was man gerade braucht. 100% passen wird wohl kein Schreibratgeber. Ist gar nicht möglich.

      Danke für die Tipps, die Bücher werde ich mir mal ansehen.
      LG Lexa

  • Hallo Lexa,
    an der Stelle „vormittags schreiben, nachmittags erholen“ musste ich laut loslachen. Vormittags Brotjob, ein Teil des Nachmittags auch noch, Kinder, Haushalt, ähm, ja und Schreiben … zwischendurch.
    Allerdings finde ich Schreibaufgaben immer interessant, weil ich neben dem Autorendasein auch Kinder zum kreativen Schreiben anleite. Und so manche Schreibaufgabe fügt meinem eigenen Repertoire nach mehreren Jahrzehnten kreativen Schreibens noch neue Facetten hinzugefügt.
    Danke für den schönen Lesetipp!

    Herzliche Grüße

    Steffi

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