Letzte Überarbeitung am 5. September 2018
Autor: Johannes Ulbricht
Band 1: Prinzessin Serisada*
Band 2: Pinz Zazamael*
Preis: je 14,99€
713 Seiten
erschienen: August 2016
Buchrücken
Nur wenige Eingeweihte wissen, dass unsere Zivilisation nichts als eine kollektive Illusion ist, in der die Menschen gefangen gehalten werden. In Wahrheit tobt ein geheimer Krieg in der phantastischen Realität hinter der Scheinwelt unseres Alltags.
Auf der einen Seite steht der babylonische Stadtkegel von Waylhaghiri, in dem alle Zivilisationsepochen der Menschheit übereinander geschichtet sind. Diese einzige Stadt auf der Welt lebt von der Perfektionierung der zivilisatorischen Ästhetik. Glamour, Moden und kalkulierte Manipulation sind bis in die Intimsphäre allgegenwärtig. In diesem System müssen die Bewohner ihren sozialen Status jeden Tag aufs Neue verteidigen. Auf der anderen Seite steht die umgebende Wildnis des Sumerlandes, in der Tiermenschen leben, die verspielt und kindlich, aber auch unberechenbar und grausam sind.
Die jahrhundertealten, doch ewig kindlichen Herrscher beider Reiche, Prinz Zazamael und Prinzessin Serisada, kämpfen erbittert um die Vorherrschaft. Zazamael benötigt für die endgültige Dominanz seines Reiches – die in Form einer Emulsion von Traum und Wirklichkeit namens „große Fusion“ erfolgen soll – den „wilden Wein“ als rettendes Elixier. Auf der Suche nach dem „wilden Wein“ dringt er unter ständiger Bedrohung durch die sumerländischen Tiermenschen ins Herz von Serisadas Reich vor. Auf dieser Reise werden alle seine Gefährten einer nach dem anderen hingemeuchelt, wobei der Prinz das eigentliche Ziel des Attentäters zu sein scheint. Erst einen Schritt vor dem Ziel angekommen erkennt Zazamael, wer der Mörder ist.
Währenddessen gelingt es Serisada, als Spionin in Waylhaghiri einzudringen. Dort hat sie die schwierige Aufgabe, sich in der Zivilisation zu behaupten, ohne enttarnt zu werden. Zunächst gelingt ihr eine beachtliche Karriere als Designerin, bis es zu einem der regelmäßigen Zusammenbrüche der ästhetischen Muster in Waylhaghiri kommt, wodurch – wie jedes Mal – ein Teil der Stadt untergeht, indem er von dem tödlichen Silber bedeckt wird. Leider ist es der Teil der Stadt, den Serisada designt hat und in dem sie lebt.
Serisada ist verschwunden, als das flüssige Silber ihr Stadtviertel überflossen hat. Damit gilt ihr Tod als hundertprozentig gewiss, denn das Silber ist der geheime Schrecken und das schmutzige Geheimnis hinter der glamourösen Fassade der Stadt. Das Silber wartet unten im Stadtkegel, um früher oder später alles aufzunehmen, was die Zivilisation von Waylhaghiri produziert. Prinz Zazamael ist seit jeher von Prinzessin Serisada besessen, weil nur sie für ihn ein gleichwertiges Gegenüber sein kann und keine Marionette – nur durch sie kann er den „wilden Wein“ erlangen und die große Fusion zur Verschmelzung von Traum und Realität herbeiführen. Die Nachricht vom Tod von Prinzessin Serisada führt dazu, dass er sich selbst und sein Königreich verkommen lässt.
Serisada hat aber entgegen alle Wahrscheinlichkeit überlebt. Stockwerk für Stockwerk, Zivilisationsepoche für Zivilisationsepoche kämpft sie sich den Stadtkegel empor und schafft es schließlich, in Waylhaghiri eine Revolution auszulösen. Sie endet im Zweikampf mit Zazamael.
Die Stadt geht in einer unkontrollierten großen Fusion unter und Sumerland und Waylhaghiri, Wirklichkeit und Traum, Natürlichkeit und Ästhetik verschmelzen zu einer untrennbaren Einheit. Beide Königskinder finden sich in einer menschenleeren Welt auf der anderen Seite des Silberspiegels wieder und entdecken dort, was aus all den Dingen und Leuten geworden ist, die im Lauf der Jahrhunderte in das flüssige Silber gestürzt sind.
Die Entwicklungen in den beiden phantastischen Königreichen haben spürbare Auwirkungen auf unsere alltägliche Zivilisation, die ja nichts anderes als ein Zerrbild der dahinterliegenden eigentlichen Wirklichkeit ist. Ob spielende Kinderbanden in den Sommerferien oder eine vierzigjährige Single-Frau auf der Suche nach der einen großen Liebe – wir alle spüren die Wahrheit von Sumerland und Waylhaghiri tief in unserem Blut. Das Wissen um die dahinterliegende Wirklichkeit von Sumerland und Waylhaghiri liefert die Erklärung für Vieles in unserer Gesellschaft, das bei genauerer Betrachtung weniger selbstverständlich ist als eigentlich sogar ziemlich sonderbar.
Meine Meinung
Puh, diese Rezension fällt mir echt schwer, denn es kämpfen zwei Stimmen in mir:
- Das Buch konnte mich absolut nicht überzeugen.
- Ich konnte nicht aufhören zu lesen und wollte wissen, wie es ausgeht.
Ich fühlte mich stark an mein Gefühl beim Lesen von den Shannara-Chroniken erinnert. Aber es ist wohl klug, wenn ich ganz am Anfang anfange:
Es sind zwei Bände, die man auch einzeln kaufen muss, allerdings ist es eine Geschichte und wurde aus mir unbekannten Gründen in zwei Bücher getrennt. Ich habe sie als ein Buch behandelt und rezensiere sie hier auch so. Eine Trennung ist, meiner Meinung nach, nämlich nicht möglich. Wer nur Band 1 liest, hat die Geschichte abgebrochen.
Eine Geschichte auf 713 Seiten aus dem Genre Fantasy. Mehr braucht es nicht, um mich davon zu überzeugen, dass ich ein Buch lesen will. Echter Lesespaß fängt bei 700 Seiten an, alles drunter sind kleine Appetithäppchen. Also freute ich mich auf die Bände und fing sofort an zu lesen, als ich sie in den Händen hielt.
Die Cover sind schön. Sehr bunt, aber passend zur Geschichte. Die Seiten sind angenehm dick, die Schrift nicht zu groß und nicht zu klein. Alles gut soweit, der erste Eindruck war wirklich vielversprechend.
Dann fing ich an zu lesen.
Wirr. Verrückt. Irgendwie fesselnd. Aber mit einem Stirnrunzeln.
Ja total. Wollte erst abbrechen, aber irgendwie kann ich nicht. Ich muss wissen, wie es weiter geht. 😀
— angeltearz (@_angeltearz_) May 21, 2017
Dank Twitter stellte ich dann fest, dass dieses innerliche Stirnrunzeln nicht unbedingt an mir lag. Die Geschichte bringt einen in einen Zwiespalt. Ein Teil möchte abbrechen, möchte es sich nicht weiter antun, ein anderer Teil ist gebannt und gefangen.
Ich habe mit dem Tippen dieser Rezension extra gewartet, weil ich hoffte, dass ich mit einigem Abstand eine klare Meinung entwickel. Aber nein, eher umgekehrt. Je länger ich nachdachte über das Buch, desto weniger wusste ich, was ich eigentlich davon halte. Also habe ich mich mit der App zum Buch beschäftigt. Auch hier wieder: Tolle Idee, Umsetzung nicht überzeugend. Deswegen werde ich nicht weiter drauf eingehen.
Also, was halte ich nun von dieser Geschichte? Kann ich sie jemanden empfehlen? Rate ich lieber ab?
Es kommt ganz darauf an.
Die Grundidee finde ich nach wie vor sehr gut. Prinz Zazamael verkörpert das „typisch männliche“ und Prinzession Serisada das „typisch weibliche“. Zielstrebig gegen verspielt. Ökonomie gegen Natur. Sie können nicht wirklich ohne einander, aber zusammen ist auch schwer. Klischees werden voll ausgereizt und ihre Absurdität dabei offenbart.
Die verschiedenen Ebenen des Buches sorgen aber für eine Unruhe in der Erzählung, die mir nicht gefiel. Denn es geht nicht nur um Prinz und Prinzessin, es geht auch um die „Realität“, oder das, was wir für sie halten und die Menschen in ihr. Um eine namenlose Erzählerin und ihre Nichte. Um ihre Beziehung zum Sumerland und die Geister in ihren Köpfen.
Das verdeutlicht zwar, wie unsere Realität und das Sumerland verknüpft sind, aber für mich hat es das Lesen erschwert. Es waren Passagen, die die Geschichte nicht weiter gebracht haben und unnötig lang waren. Mehr Haupt- und weniger Nebenstory wäre mir lieber gewesen.
Ein echt dicker Minuspunkt ist der Schreibstil. Zumindest für mich. Andere können den Text als flüssig und gut formuliert empfinden, für mich waren die Sätze nicht eng genug miteinander verwoben. Ein guter Text ist für mich wie eine Hängematte. Ein Satz greift in den den anderen und sie stützen sich gegenseitig. In dieser Hängematte klaffen große Löcher und ich war die ganze Zeit über in Gefahr durch die Maschen zu fallen. Am Besten vorher im Buchladen anlesen oder die Leseprobe lesen und selbst entscheiden, ob einen die Sätze auffangen oder fallen lassen.