Margarete Stokowski: Untenrum frei

Untenrum frei von Margarete Stokowski gehört zu den Büchern, die eigentlich jeder mal gelesen haben sollte. Punkt.

Letzte Überarbeitung am 27. März 2022

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Autorin: Margarete Stokowski

erschienen: September 2016

230 Seiten + Quellen und Literaturempfehlungen

Preis: 19,95€*

Rowohlt Verlag

Interview

Buchrücken

SEX. MACHT. SPASS. UND PROBLEME.

Wie frei und gleichberechtigt sind wir? Warum fällt es uns leichter, über Essen zu reden als über Sex? Haben wir die Fesseln der Unterdrückung längst gesprengt, oder haben wir nur gelernt, in ihnen shoppen zu gehen?

In diesem Buch erzählt Margarete Stokowski von den kleinen schmutzigen Dingen, über die man lieber nicht redet, weil sie peinlich werden könnten. Und sie schreibt über die großen Machtfragen, über die man lieber auch nicht redet, weil vieles so unveränderlich scheint. Es geht darum, wie die Freiheit im Kleinen mit der Freiheit im Großen zusammenhängt, und am Ende wird deutlich: Es ist dieselbe.

Stokowski zeigt, wie sich Rollenbilder und Schamgefühle manifestieren, wie sie und einschränken – und dass wir sie loswerden können. Mit scharfsinnigem Blick auf die Details gelingt ihr ein persönliches, provokantes und befreiendes Buch.

Meine Meinung

So. Verdammt. Gut.

Von der Titelgestaltung bis zum Schlusspunkt löste dieses Buch bei mir pure Begeisterung aus. Und darüber hinaus, denn nach dem Ende gibt es eine Literaturliste, die sich wunderbar dazu eignet weiter zu lesen. Und immer weiter.

Aber fange ich erstmal vorne an.

Seit dem Erscheinungstermin, und eigentlich schon vorher, liegt dieses Buch auf meiner Wunschliste. Ich las die Rezensionen von anderen, und es wanderte weiter hoch auf der Wunschliste. Gekauft habe ich es aber trotzdem nicht. Keine Ahnung warum, aber es brauchte die Frauen Lesechallenge 2017, damit ich endlich in den nächsten Buchladen ging und es mir kaufte. Besser spät als nie. Das trifft hier doppelt zu.

Rein optisch ist das Buch eine Wucht. Schlicht grau, mit einem knallorangen Kreuz vorne drüber. Dieses Kreuz findet sich gestalterisch auch im inneren wieder. Daher schon mal die volle Punktzahl, nur für die Optik.

Und der Inhalt erst!

Margarete Stokowski verknüpft hier ihre persönliche Geschichte mit der Idee des Feminismus. Anhand ihres Lebenslaufes zeigt sie, warum der Feminismus noch lange nicht tot ist, dringend gebraucht wird und uns allen (egal, welches Geschlecht) helfen kann.

Sie zeigt aber auch die Probleme auf und erzählt, dass sie nicht von Anfang an Feministin war, sondern, wie ich auch, eher ein negatives Bild hatte.

Aber es ist leichter, sich davon zu distanzieren. Es ist immer leichter, sich von einer sozialen Bewegung oder Ideologie zu distanzieren, als sich dazuzuzählen. Es ist so viel praktischer, sich selbst als neutrales Individuum zu betrachten und sich immer nur im Einzelfall zu etwas zu verhalten.

(Seite 153f.)

Ich bin ehrlich beeindruckt, wie sie es schafft sehr persönlich zu schreiben und doch irgendwie einen neutralen Unterton zu bewahren. Dieses Buch ist nicht belehrend oder anmaßend, es erzählt einfach, wie es ist. Die Realität. Die Lebensrealität einer einzelnen Frau, die sich gerade wegen ihrer Besonderheiten als Beispiel für die alltägliche Lebensrealität einer ganzen Generation eignet. So zumindest mein Gefühl.

Mein persönliches Leben hat wenig Gemeinsamkeiten mit ihrem. Ich habe ganz andere Erfahrungen gemacht und führe ein anderes Leben, es gibt vier Jahre Altersunterschied und eigentlich gibt es wenig Identifikationspotenzial… trotzdem hatte ich beim Lesen das Gefühl einer Verbindung. Das Gefühl die Autorin zu kennen und zu verstehen. Das große Ganze hinter den Worten sehen zu können. Verrückt? Kann sein.

Aber mal abgesehen von meinem persönlichen Gefühl kann ich dieses Buch tatsächlich nur empfehlen, wenn ihr euch mal über Feminismus informieren wollt. Auch als Einstiegslektüre, wenn es bisher noch keine Berührungspunkte gab. Es ist leicht und angenehm geschrieben, lässt sich gut lesen, bringt die Grundidee des Feminismus rüber und Margarete Stokowski versteht es mit Quellen zu arbeiten.

Behauptungen werden nicht einfach aus dem luftleeren Raum gegriffen, sondern ordentlich belegt. Perfekt, wenn man sich weiter informieren will. Und wenn nicht, dann kann man sie auch einfach ignorieren.

Mir bleibt tatsächlich nur zu sagen: Lest dieses Buch! Wenn ihr euch für das Thema interessiert sowieso und wenn nicht, dann erst recht.

Rezensionen von anderen:

Untenrum frei von Margarete Stokowski gehört zu den Büchern, die eigentlich jeder mal gelesen haben sollte. Punkt.

4 Kommentare
  • Danke für deine Rezension!
    Ich bin mir bei diesem Buch total unsicher, ob es mir gefallen würde. Wahrscheinlich weil ich fühle, was du auch angesprochen hast: das das Leben der Autorin sich doch stark von meinem Leben unterscheidet. Schön dass du trotzdem das große Ganze sehen konntest.
    Ich habe gerade einmal in die Leseprobe geschaut. Ich finde ihre Herangehensweise interessant, sehe aber einige Sachen vielleicht etwas anders, wobei ich nicht, wie das noch weiter von ihr vertieft wird. Es ist aber auf jeden Fall diskussionswürdig. Ein Buch zu dem ich wohl ganz viel sagen kann oder will, selbst zur Leseprobe, aber man weiß gar nicht wo man anfangen soll und es würde wohl jeglichen Rahmen sprengen. Vielleicht ein gutes Buch für einen Frauen-Lesekreis oder für ein Freundinnentreffen.

    Liebe Grüße, Anja

    • Hallo Anja,
      ja, man kann sehr viel dazu sagen. Deswegen fiel mir die Rezension ehrlich gesagt auch so schwer, weil ich nicht wusste, wo ich anfangen soll, ohne, dass es in einem eigenen Roman endet…
      Vielleicht bietet es sich für dich ja irgendwann mal an, dieses Buch zu lesen. Dann wäre ich sehr gespannt, ob sich dein Gefühl bestätigt oder nicht.
      LG Lexa

  • Wow, tolle Rezension! Man kann deine Begeisterung aus den Worten heraus lesen und ich bin wirklich versucht, mir dieses Buch sofort auch zu kaufen 🙂

    Viele Grüße
    Anne

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