Von der Schnapsidee zum Traveschluck

Die Gründung von Traveschluck war mehr Zufall als Business-Plan. Eine Idee, die sich aufdrängte und uns seit dem nicht mehr loslässt.

Es gibt Ideen, die müssen reifen, bis sie gut sind. Es gibt aber auch Ideen, die müssen sofort umgesetzt werden, damit sie keine Träumerei bleiben.

Und dann gibt es Traveschluck.

Traveschluck ist tatsächlich beides. Eine Idee, die jahrelang reifte. Und eine Idee, die sofort umgesetzt wurde, als sie da war. Das Geheimnis dahinter? Die Idee wurde weitergereicht.

Ich weiß nicht, ob es ursprünglich tatsächlich eine sprichwörtliche Schnapsidee war, oder ob mein Schwiegervater auch ohne Alkohol auf die Idee kam: „Ein eigener Schnaps, das wär was!“ Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall. Denn er ist ein kreativer Mensch. Hat viele Ideen. Ehrlich gesagt hören wir (Schwieger-)Kinder schon gar nicht mehr immer so ganz genau zu, wenn er eine neue Idee hat. Oft sind diese sowieso schnell wieder vergessen und damit hat es sich. Aber diese Idee, die Idee eines eigenen Schnapses, die hielt sich ziemlich hartnäckig. Kam immer mal wieder hoch, wurde auf Familientreffen in den Raum geworfen und wartete drauf, dass jemand sie auffing.

Dieser jemand waren dann mein Mann und ich. Eigentlich wollten wir uns nur mal erkundigen um dem Ideenhaber eine Freude zu machen. Wir wollten alles soweit vorbereiten, dass er loslegen kann.

Aber die Idee hatte andere Pläne. Sie sah ihre Chance nach langer Zeit endlich umgesetzt zu werden und nutzte sie. Die Idee setzte sich fest in unseren Köpfen. Wir fingen nun das Träumen an und wurden dabei erstaunlich schnell sehr konkret. Was wir hatten war zwar kein ausgefeilter Business-Plan, aber die Eckpfeiler standen, bevor uns bewusst war, dass wir gerade dabei waren ein Unternehmen zu gründen.

Eine Flasche Traveschluck Aquavit (500 ml) vor der Trave mit der Lübecker Altstadt im Hintergrund.

Die Gründungsphase

Unsere Heimatliebe und das Segeln führten zum Namen: Traveschluck

Der Rest ergab sich.

Wir wollten einen regionalen Schnaps, denn ein Traveschluck wird nicht in Bayern gebrannt. Daher suchten wir uns eine lokale Brennerei. Die wiederum meinte, dass ein Aquavit allein zwar nett sei, aber wir bräuchten auch ein „Gegenstück“. So kam es zum Kirschlikör.

Ein Freund entwarf uns die ersten Etiketten und so hatten wir theoretisch alles zusammen, was wir brauchten. Auch die Gewerbeanmeldung, damit wir die Flaschen verkaufen durften.

Dann tatsächlich zu sagen: Wir machen das jetzt. Wir produzieren eine kleine Menge, bieten die an und gucken, wie die Reaktionen sind. Das war dann ein großer Schritt. Aber Anfang Dezember 2020 war es dann tatsächlich soweit. Die ersten Flaschen Traveschluck standen zum Verkauf bereit. Auf den letzten Drücker zum Weihnachtsgeschäft. Hätten wir uns nicht in der Pandemie befunden. So verlief der Verkauf am Anfang rein über Mund-zu-Mund-Propaganda. Aber selbst das lief besser, als wir unter diesen Umständen erwartet hatten.

Was ist Traveschluck den nun genau?

Ganz kurz gesagt ist Traveschluck die Marke, unter der Spirituosen auf der Basis von Korn verkauft werden. Korn, weil es unserer Meinung nach keinen norddeutscheren Schnaps gibt. Natürlich wurde und wird Korn auch in den restlichen Teilen Deutschlands getrunken, aber gedanklich verbindet man Korn mit Norddeutschland, nicht mit Sachsen oder dem Ruhrpott.

Korn hatte dabei in den letzten Jahren einen schlechten Ruf. Billig und nur zum Saufen, nicht zum Genießen, sei er. Dem Qualitätsprodukt mit Reinheitsgebot seit 1909 nicht angemessen. In den letzten Jahren wird sein Image aber langsam wieder aufpoliert. Unter anderem durch neue Marken aus Norddeutschland, die zeigen, dass der Korn mindestens soviel, wenn nicht sogar mehr, kann als seine geschätzten Verwandten Gin und Whisky (deren Grundlage übrigens oft ein Kornbrand ist) oder Wodka (der ebenfalls ein Korn sein kann).

Bisher gibt es zwei Traveschluck-Sorten: Aquavit und Kirschlikör

Beides Varianten, die auf den ersten Blick vielleicht etwas altbacken rüberkommen. Aber glaubt mir, dass sind sie nicht. Mit langer Tradition und altbewährt, ja, aber alles andere als langweilig und überholt. Auf die Details kommt es an. Bei Spirituosen ist das bestimmende Detail der Geschmack und der ist wirklich erstklassig. Ich mein, ich verkauf das Zeug, ich darf wahrscheinlich nichts anderes sagen, aber glaubt mir einfach mal.

Der Aquavit war eine bewusste Entscheidung, weil wir auch hier den nordischen Bezug mögen und pflegen wollten. Als Ostsee-Segler:in ist Aquavit einfach sehr naheliegend, wenn es um Schnaps geht. Der Kirsche hingegen war mehr Zufall, denn unser Brenner meinte nur, dass wir noch einen Likör als Alternative zum Aquavit bräuchten. Da wir so viel Erfahrung nicht einfach so widersprechen wollten, probierten und dachten wir drauf rum und entschieden uns letztendlich für einen Kirschlikör.

2 Flaschen Traveschlückchen (Aquavit und Kirschlikör) auf einer schwarzen Glasplatte im Sonnenlicht.

Die ersten Monate

Im Rückblick betrachtet waren wir in der ersten Zeit ziemlich planlos und kümmerten uns um viele Nebenschauplätze, anstatt gezielt den Verkauf anzugehen. Wir bastelten an der Webseite, kreierten Cocktails, verglichen mobile EC-Karten-Terminals (die Wahl fiel auf SumUp*), gestalteten Flyer und Poster, suchten ein kostenloses Geschäftskonto und probierten Buchhaltungssoftware (es wurde SevDesk*) aus.

Hätten wir Traveschluck mit dem Ziel gegründet schnell Gewinn zu machen und es als Haupteinnahmequelle zu etablieren, hätten wir in den ersten Monaten ziemlich viel falsch gemacht. So war es (für uns) genau richtig und wir sind jetzt im gesamten Drumherum sehr gut aufgestellt. Aber wirklich gerechnet hat es sich die ersten Monate nicht. Auch bedingt durch die Corona-Gastronomie-Schließungen, denn die Gastronomie sollte eigentlich unser Hauptkunde sein. Dachten wir zumindest am Anfang.

Eigentlich haben wir nur wegen der Umstände überhaupt an Privatleute verkauft. Aber die waren dann so begeistert, dass wir umdachten. Die Geburtsstunde der aktuellen 500 ml Flaschen, die es im Online-Shop und bei uns in der Region zu kaufen gibt.

In die Gastronomie wollten wir aber trotzdem noch. Und nach Ende des „Lockdowns“ klappte es dann auch endlich. Seit dem kann man in immer mehr Restaurants und Kneipen Traveschluck bestellen. Und wir freuen uns immer noch ein Loch in den Bauch, wenn uns jemand erzählt, wo er Traveschluck getrunken hat oder wenn wir es sogar selbst auf der Karte sehen. Da wir nur im Direktvertrieb verkaufen, wissen wir natürlich vorher, wo unser Schnaps zu bekommen ist und wo nicht, aber das schmälert die Freude nicht.

Aufregende Routine

Mittlerweile haben wir etwas Routine. Nach über einem Jahr wissen wir, welche Handgriffe zu tun sind, wenn eine Bestellung im Shop eingeht. Trotzdem kontrollieren wir nach dem Versand regelmäßig (fast zu häufig) den Versandstatus um zu wissen, ob das Paket auch gut angekommen ist. Wir haben gelernt, wie ein Verkaufsgespräch in 90% der Fälle abläuft und wie wir unseren Traveschluck am Besten präsentieren (probieren lassen, davon wird jede:r überzeugt). Trotzdem informieren wir uns direkt nach jedem Gespräch gegenseitig, weil wir genau wissen, dass der jeweils andere aufgeregt aufs Handy linst. Wir waren bei den meisten Händler:innen mittlerweile mehrmals zum Liefern und viele Gastronomiebetriebe bestellen in regelmäßigen Abständen, aber genau deswegen werden wir leicht nervös, wenn die erwartete Bestellung mal später kommt. Schmeckt es auf einmal nicht mehr?! – Bisher kam dann aber doch immer noch eine Bestellung, die uns wieder beruhigte.

Eine Flasche Traveschluck Kirsche (500 ml) auf Kopfsteinpflaster mit Blick in den blauen Himmel.

Die Zukunft? Mal schauen.

Wir bleiben dabei. So viel steht fest. Aber wie es sich entwickelt, wird sich zeigen. Das erste Jahr hatte mehr Tempo, als wir erwartet haben. Neben dem regulären Traveschluck, haben wir auch schon das Traveschlückchen mit 50 ml im Angebot. Ein Produkt, was eigentlich erst in 2 oder 3 Jahren geplant war, sich dann aber aufdrängte.

Unsere Liste an potentiellen Verkaufsstellen ist lang. Und die Liste mit Kneipen und Restaurants noch länger. Alles nur hier in Ostholstein und Lübeck. Entlang der Trave. Und mittlerweile ist es soweit, dass sich diese Listen selbstständig verlängern, weil wir kontaktiert werden und weiterempfohlen. Den Freudentanz, als das, das erste Mal passierte, könnt ihr euch gar nicht vorstellen.

Ideen für weitere Sorten haben wir auch reichlich. Wir wissen nur (noch) nicht, ob es dafür auch den Markt gibt. Aber eigentlich wollen wir den Aquavit und Kirschlikör erstmal weiter verbreiten, bevor wir mit dem Experimentieren anfangen. Aber es juckt in den Fingern und wer weiß, wann und wie es sich aufdrängen wird.

So ist das nämlich irgendwie mit dem Traveschluck und mit uns: Die Idee hat uns gefunden und drängt sich auf. Wir führen aus, was sie uns vorgibt.

Und haben verdammt viel Spaß dabei!

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