Deine Familie? Meine Familie? Unsere Familie!

Deine Familie oder meine Familie? Ab einem bestimmten Punkt im Leben ist es nur noch UNSERE Familie. Spätestens, wenn ein Kind da ist.

Letzte Überarbeitung am 28. Februar 2020

Bei einer der letzten Spielgruppen des Kindes war es wieder soweit: Eine der anwesenden Mütter fing an sich über ihre Schwiegerfamilie zu beschweren und andere sprangen freudig auf den Zug auf.

Ganz oft fiel in diesem Gespräch die Wortkombination „seine Familie“.

Und ich frage mich seitdem, ob die Betonung auf „seine“ in der Situation Absicht war um sich mal so richtig den angesammelten Frust von der Seele tratschen zu können, oder ob diese Frauen (der Quotenpapa fehlte an dem Tag) es tatsächlich so wahrnehmen.

Seine Familie und meine Familie. Zwei Lager auf verschiedenen Seiten. Wir dazwischen als Kleinfamilie. Hin- und hergerissen. Sie gehört zu ihrer Familie, er zu seiner. Und das Kind gehört zu den beiden. Und damit irgendwie auch zu dem ganzen Rest.

Meine Idealvorstellung von Familie

Ich persönlich sehe das nämlich ein bisschen anders. Es ist eine Idealvorstellung und ich weiß, dass es bei vielen nicht möglich ist, aber für mich stellt sich der Idealfall so dar:

Wenn man ein paar Jahre zusammen ist oder ein Ereignis wie eine Eheschließung oder ein gemeinsames Kind einen auch rechtlich aneinander bindet, werden aus zwei Familien eine Familie. Es gibt dann nicht mehr „seine Familie“ oder „ihre Familie“, sondern nur noch „unsere Familie“.

Das funktioniert natürlich genau so auch bei 2x „ihre Familie“ oder 2x „seine Familie“. Oder wer auch immer noch involviert ist.

Als Paar, gerade mit Kind, ist jeder für die gesamte Familie verantwortlich. Denn es ist jetzt die eigene Familie. Mit allen Macken, Kanten und Eigenheiten. Eigenschaften, die man wahrscheinlich an seinem eigenen Kind irgendwann auch entdecken wird. Wer den Kontakt pflegt, ist wenigstens vorgewarnt, was noch auf einen zukommt.

Ich will damit nicht sagen, dass man den Kontakt zur Familie zwingend aufrecht erhalten muss. Wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr und nur weil es Familie ist, muss man sich nicht mit Menschen umgeben, die einem jegliche Energie rauben oder schlimmeres. Auch Familie kann man sich auswählen.

Familie: Anders als andere

Jedoch tut man das ab einem bestimmten Punkt zu zweit. Man entscheidet gemeinsam, wen man trifft und wen nicht. Zum Wohl des Kindes. Und Kindern tut es gut, wenn sie Familie haben. Wenn sie ihre Familie kennen. Und wenn diese Familie nicht nur aus den Elternteilen besteht.

Familie ist für mich nicht gleichzusetzen mit Verwandschaft. Oft überschneiden sich diese beide Bezeichnungen, aber nicht immer. Familie sind Personen, die einem sehr nahe stehen, auf die man sich im Ernstfall verlassen kann. Es sind Personen, die einem im Leben begleiten, über einen langen Zeitraum. Bei den meisten trifft dies wohl nur auf die Verwandschaft zu, aber es gibt auch Freunde, die für die eigenen Kinder Familie sind, da sie „schon immer“ da waren und sie sich auf sie verlassen können. Steht eine nicht verwandte Person einem so nah, dass man sie als Familie betrachtet, dann vererbt diese Person einem genau so Interessen, Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen, wie es verwandte Menschen tun, mit denen man viel Zeit verbringt.

Ich sehe es jetzt schon bei meinem Kind. Wie es Familienmitglieder beobachtet, ganz genau studiert. Anders, als bei Nicht-Familie.

Da ist eine Ähnlichkeit und eine Verbindung, die schwer greifbar ist, aber doch spürbar da. Später irgendwann wird das Kind sich vielleicht alte Familienfotos ansehen und Ähnlichkeiten entdecken. Wird eigene Hobbys haben und erzählt bekommen, wer aus der Familie da auch einen Hang zu hatte.

Ich möchte, dass mein Kind diese Erlebnisse mit der gesamten Familie haben kann. Nicht nur mit dem Teil, mit dem ich aufgewachsen bin.

Denn natürlich ist mir „mein“ Teil der Familie irgendwie näher. Wie sollte es auch anders sein, ich kenne sie mein Leben lang. Meine Macken und Kanten habe ich von ihnen. Aber die Familie meines Mannes ist jetzt auch meine Familie. Familie, die ich mit jedem Jahr besser kennenlerne. Vielleicht haben sie mir keine Eigenschaften vererbt, aber meinem Mann und meinem Kind.

Und er ist mit diesen Menschen aufgewachsen. Sie bedeuten ihm, was mir mein Teil bedeutet. Und unserem Kind werden sie alle irgendwann bedeuten, was sie uns bedeuten.

Deine Familie oder meine Familie? Ab einem bestimmten Punkt im Leben ist es nur noch UNSERE Familie. Spätestens, wenn ein Kind da ist.

Und das allein ist Grund genug, nicht zu trennen zwischen „dein“ und „mein“.

Es ist unsere Familie. Weil es unser Kind ist.


Wie handhabt ihr das als Familie? Strikte Trennung oder ein bunter Mischmasch?

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